Mit Geneigter setzt Zwoisy Mears-Clarke die Linie der deutschen Volkstänze fort. Von Emotionen und verwurzelten Intentionen getrieben, führen zwei Tänzer*innen Bewegungsabläufe aus, werden Szenen in DGS (Deutsche Gebärdensprache) performed und auf Deutsch gesungen. Sie erzählen eine Geschichte, die mit unseren Urgroßeltern beginnt – eine Geschichte, die angesichts der systematischen Unsichtbarmachung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands weitgehend unbekannt bleibt: Seit 1884 gab es eine fast 140 Jahre dauernde Verknüpfung zwischen Deutschen und den Ovaherero und Nama, zwei indigenen Stämmen Namibias. Diese „Beziehung“ wurde von Deutschland, als Kolonialmacht des damaligen Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia), gewaltsam begonnen. Zwischen 1904 und 1908 geschah schließlich das, was von Historiker*innen gemeinhin als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird. Zwoisy Mears-Clarkes Nachkomme des deutschen Volkstanzes wendet sich diesen Beziehungen zu, die zu Deutschland gehören und die, einmal geknüpft, nicht mehr rückgängig gemacht werden können. So verstärkt dieser Tanz den Ruf der Ovaherero und Nama und so vieler anderer: „Nichts über uns ohne uns.“