Die New Yorker Künstlerin Wendy White bewegt sich in ihrem Werk abseits von konservativen medialen Einordnungen. Malerei, Objektkunst, Assemblage verbindet sie zu Montagen unterschiedlichster Eindrücke. Die Werke scheinen Metaphern eines inneren und äußeren Lebens zu sein. Die Welt, die den Menschen umgibt, mit allen Einflüssen, Geräuschen, Gerüchen und Gadgets. High-Art verschmilzt White mit Spray-Elementen, Street Art trifft auf Farbverläufe, die an die sinnliche Erfahrung eines Mark Rothkos erinnern lassen. Die Künstlerin nennt auch Robert Rauschenberg als Inspiration und ohne Zweifel finden sich Anmutungen seines transmedialen Ansatzes auch in den Werken von Wendy White.
White nähert sich einer Auflösung zwischen Bildwirklichkeit und Lebenswirklichkeit. Sie erfindet dabei keine neue Welt, viel mehr verleiht sie einem inneren „stream of consciousness“, der mal bestimmt wird durch Gedankenströme abstrakter Bilder und Gefühle, mal durch mehr oder weniger ausformulierte Gedankenfragmente, die Möglichkeit Verbindung aufzunehmen mit einer Welt des äußeren Erlebten. Wendy Whites Kunst spiegelt eben nicht nur das Spektrum eines inneren Lebens wider, sondern verknüpft sie mit der Quelle all dieser Eindrücke: die belebte Welt.
Das Oeuvre der Künstlerin ebnet den Weg des Individuums, um mehr sehen zu können als monovisuelle Sichtweisen. Hoch- und Subkultur treffen auf eine Mixtur an Formensprachen, hypnotisch sanfte Farbverläufe auf Farbspritzer und klar umrissene Linien. Erstaunlich ist, dass trotz der Fülle an Sinneseindrücken kein Gefühl des Chaos entsteht, sondern viel mehr ein Zusammenkommen der Elemente gespiegelt wird und die Werke mit humoristisch cooler Gelassenheit von der Beschaffenheit einer aus scheinbaren Gegensätzlichkeiten bestehenden, von Menschen geschaffenen Umwelt erzählen. Instinktiv breitet sich die Erkenntnis aus, dass diese Gegensätze alle Fragmente derselben Geschichte sind.
(Quelle: Clara Stratmann)