Hinzu kommt, dass das Ensemble den klassischen Taarab-Stil präsentiert, eine von Männern dominierte elitäre Kunstform, die ursprünglich in den Zustand der Ekstase führen sollte, und damit eine Revolution in diesem sehr traditionellen Genre bewirkte. Musikalisch spiegelt Taarab die verschiedenen Kulturen Sansibars und ist ein Stilmix aus afrikanischen, arabischen, indischen, europäischen und indigenen Einflüssen. Bei Männern – bei Imanen, Vätern oder Ehemännern – stoßen die Musikerinnen immer noch auf Widerstand. Für ihre Musik müssen sie kämpfen: Eine der Musikerinnen hat sich sogar von ihrem Ehemann getrennt, weil er das Musizieren nicht tolerierte. Frauen, die öffentlich Musik machen, verstoßen nach wie vor offiziell gegen die Gesetze des Korans, und da der Islam in den letzten Jahrzehnten zunehmend Einfluss auf das multikulturelle Leben Sansibars gewonnen hat, ist der Fortbestand des Tausi Taarab Orchesters keine Selbstverständlichkeit – auch wenn die Musikerinnen immer wieder für ihre inspirierende Innovation gefeiert werden. Während das Tausi Taarab Orchester traditionelle Lieder oder alte Kompositionen von Siti Bint Saad anstimmt, in denen Kritik an gesellschaftlichem Verhalten anklingt, vermitteln die Musikerinnen immer eine soziale Botschaft und fordern traditionelle Normen heraus. Sie verstehen ihre Musik als Werkzeug, um die Aufmerksamkeit auf Themen zu richten wie Jugendschwangerschaften, Drogenmissbrauch oder Gewalt gegen Frauen und Kinder. Dabei tragen die Frauen in farbig leuchtenden Gewändern ihre Musik mit Stolz vor, dem ersten Teil ihres Namens Tausi entsprechend, der „Pfau“ bedeutet und einen stolzen Vogel mit eindrucksvollen Federn bezeichnet, der ursprünglich aus Indien kommt. Wenn man erlebt, wie leicht und selbstbewusst das Tausi Taarab Orchester spielt, mag man kaum glauben, dass dies vor gut zehn Jahren in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. (Quelle: globalklang)