In düsterer Atmosphäre begeht ein Mann einen brutalen Raubüberfall. Doch wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei dem scheinbar kriminellen Drahtzieher um einen sensiblen Durchschnittsbürger, der verzweifelt versucht, das Geld für die Arzt-Rechnung seiner sterbenskranken Tochter zu beschaffen. Yasujiro Ozus Sono yo no Tsuma, dessen Handlung sich im Laufe einer Nacht entspinnt, kombiniert „Suspense“ mit dem emotionalen häuslichen Drama, wie man es aus den späteren Meisterwerken des Filmemachers kennt. Zusätzlich beachtenswert: die wunderbar stimmungsvolle Kameraführung von Hideo Shigehara. Der Film handelt vordergründig von einem Verbrechen, ist aber in erster Linie ein Werk der Empathie: Ebenso wie viele andere Filme aus Yasujiro Ozus Frühphase behandelt Sono yo no Tsuma die soziale Frage, eine Thematik, die für viele japanische Filme der 1930er-Jahre typisch ist. Ebenso wie die bildende Kunst oder die Literatur des Landes fokussiert auch das Kino dieser Ära oftmals die wirtschaftliche Not der Menschen, nicht selten eine Folge der Weltwirtschaftskrise. In dieser Hinsicht ähnelt der Film nicht nur den „shomin-geki“, den zeitgenössischen Volksdramen, die Ozu zur gleichen Zeit drehte, sondern auch den Bildwelten der Weimarer „Straßenfilme“, zu dessen Genre der Vorfilm Polizeibericht Überfall von Ernö Metzner gehört, der zugleich aufgrund seiner formalistischen Experimentierfreudigkeit der Avantgarde zuzurechnen ist. Polizeibericht Überfall begleitet einen Mann durch den
Tag, dessen Leben durch ein Geldstück, das er zufällig auf der Straße
findet, völlig aus dem Ruder zu laufen droht. Zwei Gauner heften
sich an seine Fersen. (Quelle: Filmmuseum)