In der Kunst der Moderne hingegen waren Illusion und Täuschung eher verpönt. Wie Ernst H. Gombrich in seinem Buch Art and Illusion (1960) feststellt, wurde die handwerkliche Fähigkeit zur naturgetreuen Nachahmung nicht mehr als genuin künstlerische Qualität angesehen. Nur im Umfeld des Surrealismus kam sie umfassend zum Einsatz, um Fiktionen und Fantasiewelten real erscheinen zu lassen.
Ganz unterdrücken ließ sich der Hang zur Illusion jedoch nie. Auch die üppigen Augenfreuden eher abholder Conceptual Art, die Geschmacksurteile und kunsttheoretische Diskurse bis heute stark prägt, waren von Elementen des Illusionismus durchsetzt. Und wenn sich Künstler*innen heute nicht mit Illusionen befassen würden, wäre das geradezu weltfremd angesichts der zunehmenden Anzahl uns umgebender Bilder und Dinge, die immer weniger preisgeben, wie sie entstanden sind und welchen Realitätsgrad sie besitzen. Wie Phantome bewegen sie sich im Zwischenraum von Realität und Fiktion.
In der Ausstellung Phantoms and Other Illusions steht das Spiel mit unterschiedlichen Materialien zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit neben Objekten und Installationen, die die Raumerfahrung fiktionalisieren. Mit künstlerischen Mitteln befragt werden auch die illusionären Versprechen von Werbung und Mode. Zur Debatte stehen dabei nicht zuletzt die unterschiedlichen – auch psychologischen und politischen – Bedeutungsebenen des Illusionsbegriffs. (Quelle: Kai 10 - Arthena Foundation)
Arbeiten von Dove Allouche, Ismaël Joffroy Chandoutis, Alice Channer, Wolfgang Ellenrieder, Friederike Feldmann, Anaïs Lelièvre, Echo Can Luo, Marge Monko, Nedko Solakov, David Zink Yi
Ausstellungslaufzeit: 11. Februar bis 3. September 2023