Welturaufführung!
Bisher nur im www zu sehen, wird bei uns real und auf Papier zu sehen sein: Zeugnisse herzlicher und tiefgründiger Leidenschaft für einen Sport, der mit großem Tamtam in diesem Winter von den Schweinen den Hunden zum Fraß hingeworfen wird.
Im Rahmen unserer Bemühungen, die Boycott Qatar-Initiative zu unterstützen, zeigen wir Fotos des Lost Ground-Hoppers Bertram Berry Winterberg, der auf seiner Facebook-Seite Nachspielzeit seine Reisen zu verlassenen Schauplätzen einstigen Volkstheaters dokumentiert.
“Ich bin schon mein ganzes Leben lang Fussballfan!
Mein Fussballherz gehörte immer dem FC Schalke 04. Mein erstes Spiel im Parkstadion erlebte ich in der Saison 1976/77. Seitdem war ich regelmässiger Stadiongänger. Das ließ mit dem Umzug in die Arena nach, aber auch dort war ich eigentlich immer noch ein paar mal pro Saison.
Irgendwann setzte aber ein schleichender Prozess der Entfremdung ein. Erstmal nicht so sehr vom FC Schalke, sondern eher vom Profifussball im allgemeinen. Die zunehmende Kommerzialisierung, die explodierenden Gehälter und Ablösesummen, die korrupten Verbände, all dies war mit meiner Vorstellung von Fussball immer weniger zu vereinbaren. Den Garaus hat mir dann der damalige Vorstandsvorsitzende Clemens Tönnies mit seiner rassistischen Rede und dem anschliessenden Umgang damit durch ihn selbst und die Schalker Gremien gegeben. Daraufhin habe ich meine Mitgliedschaft gekündigt und auch keine Spiele mehr angeschaut. Weder im Stadion, noch im Fernsehen.
Ich habe mich dann wieder meinem Heimatverein, dem 1.FC Kleve 63/03, zugewandt, der in der Oberliga Niederrhein zu Hause ist. Dort finde ich das wieder, was mir im Profifussball zunehmend gefehlt hat. Ausserdem kann ich mich dort einbringen und auch Dinge mitgestalten.
Corona bedingt wurde dann der Spielbetrieb in den Amateurklassen im Frühjahr 2020 abgebrochen. Somit hatte ich dann plötzlich die Sonntage, die ich bis dahin beim 1.FC Kleve verbracht habe, frei. Durch Zufall entdeckte ich ungefähr zu dieser Zeit durch Zufall auf Facebook ein Posting eines Groundhoppers, der einen verlassenen Fussballplatz fotografiert hat. Die Fotos sprachen mich sofort an und weckten das Interesse in mir, diesen verlassenen Fussballplätzen auf den Grund zu gehen.
Ab diesem Zeitpunkt recherchierten ich nach verlassenen Fussballplätzen und –stadien, fahre dort hin, fotografiere diese und lasse die Eindrücke auf mich wirken. Im Anschluss, vor Veröffentlichung der Fotos auf meiner Facebookseite „NACHSPIELZEIT – Lost Ground Hopping“ recherchiere ich über die Geschichte des Vereins und des Platzes. Dies ist der 2. Interessante Aspekt an diesem Hobby. Und der 3. und für mich schönste Aspekt ergibt sich allerdings erst nach der Veröffentlichung der Fotos. Nämlich wenn sich unter diesem Beitrag Leute melden, die etwas mit diesem Lost Ground verbinden und etwas darüber zu erzählen haben. Das gibt mir oft das Gefühl, den Leuten etwas gegeben zu haben und diese Plätze, zumindest vorübergehend, vor dem Vergessen zu bewahren.
Bertram „Berry“ Winterberg”