All dies könnte auch das Tun des Ensembles Ronin beschreiben, mit dem Bärtsch in diesem Jahrtausend zu massivem internationalen Ruhm gelangte. Doch in seinen raren Soloarbeiten scheint er mit dem Hörer eine herausfordernde Liaison einzugehen. Die reduzierte Klangwelt fokussiert die Wahrnehmung. Und Bärtschs Wissen um kleinste Modulationen in seinen perlenden Tönen generiert jenes Momentum aus Hingabe und Konfrontation. Faszinierend ist es zu sehen, wie Bärtsch das Nachschwingen der Saiten des Flügels kontrolliert, um einen harten, etwas stumpfen Klang zu erhalten, der ein wenig an traditionelle japanische Musik erinnert. Insbesondere, wie sein subtiler Nachhall in die Stille weist. Heute folgt also kein Ensemble Bärtsch in diese Stille, sondern allein das Publikum. In einzelnen Passagen erklingt der Tastenanschlag so deutlich, dass man vermeint, ein präpariertes Piano zu hören, dann wieder bildet er klare monumentale Strukturen aus enormer Dichte. Immer wieder spielt Bärtsch die Basssaiten mit den Händen oder bringt den Rahmen des Flügels mit einem Schlägel zum Schwingen, bis die Harmonien in den rhythmischen Strukturen zu bezaubernden Motiven erwachen. Diese Motive heißen bei Bärtsch “Modul”, oftmals betitelt er seine Stücke als nummerierte Module. Sie sind kombinierbar, können einen Fluss der Musik generieren und so im Kleinen wie Großen stets neue Formen schaffen. Manche der Module seiner aktuellen Solo Piano Arbeiten vermögen Assoziationen an Miles Davis’ „Sketches of Spain” zu erwecken, nur, dass dort gar kein Piano spielt… (Quelle: Approximation Festival)