Seine Komposition aus den Geräuschen seiner Heimatstadt Lagos beschrieb er als „die Stadt komponiert“. Der Mitbegründer des VAN (Video Art Network) Nigeria lebt heute auch in Berlin, wo er 2015 seine, Rassismus thematisierende, Komposition „Song of the Germans“ für die Biennale di Venezia realisierte. 2017 nahm er an der Documenta 14 teil, für welche er die Klanginstallation „The Way Earthly Things Are Going“ gestaltete, auf der Basis eines polyphonen griechischen Volkslieds. Oft dominieren Stimmen seine Kompositionen, was ihnen mitunter einen sakralen Charakter verleiht. So auch den Werken die er im vergangenen Jahr für seine Ausstellung im Kunsthaus Kloster Gravenhorst schuf. Hier beherrschen Momente der Innerlichkeit den Raum, welchen er ebenso mit impressionistischen Collagen der Umwelt zu füllen vermag. Botschaft und Hörerlebnis verschränken sich in seinen Werken zu einer Intensität des Daseins, des Leidens, wie der Hoffnung.
Gibt es sowas, wie das pure Approximation Gefühl? Kelly Moran hat sicher tausend andere Dinge im Sinn, wenn sie ihre Musik erschafft. Doch ihr präpariertes Klavier mit Objekten auf den Saiten, seine Kopplung an digitale Elektronik und ihre post avantgardistischen, romantischen Kompositionen könnten den Nukleus unseres Festivals tatsächlich definieren. Und dies bedeutet zweifelsfrei auch, dass die Musik der Amerikanerin nicht berechenbar ist. Die Wellen eines, an den Stil des späten 19. Jahrhunderts orientierten Stückes beginnen sich auf einmal aufzutürmen, wachsen in einem Moment zu bedrohlicher Höhe, nun eher dem Drohen eines Industrial-Stückes vergleichbar. Dann wieder vertonten zu metallischer Spröde verzauberte Saiten das dramatische Flackern einer Neonröhre, die nicht zur Gänze aufflammt, in einem anderen Stück erscheint der Flügel zum Spielwerk einer Kirchenuhr mutiert, deren hakeliger Liebreiz bald von Flächen elektronischer Klänge umspielt, ja nahezu umhüllt wird. Oft scheint es, ihre Musik stelle sich selbst auf die Probe, würde dem Ansatz, der Idee gleich einen Gegenentwurf mitliefern. Vielleicht ist es dieses Changieren zwischen Introvertiertheit und Konfrontation, welches die Künstlerin des bekannten Warp Labels (Aphex Twin, Squarepusher, Grizzly Bear) werden ließ. Grenzgänge zwischen Klassik, Pop und Avantgarde, aber immer Grenzgänge.
Jan Jelinek war im Duett mit Masayoshi Fujita bereits 2011 Gast des Approximation Festivals. Wo seinerzeit elektronische Klänge und Vibraphonspiel aufeinandertrafen, steht das diesjährige Konzert Jelineks ganz im Geiste der Verbindung von Musik und Kunst, Musik und bewegtem Bild. Themen, welche auch gleich einem roten Faden, die Abende des Approximation Festivals Anno 2024 verknüpfen. Jelinek ist seit Ende der 1990er Jahre eine der faszinierendsten Figuren der Berliner Electronica-Szene und gilt als Pionier der Microhouse- und Clicks & Cuts-Effekte. Seine besondere Kunst besteht darin, aus bis zur Unkenntlichkeit abgemischten Samples alter Rock- und Jazzplatten und Transformationen von Klangfragmenten aus verschiedenen Aufnahmegeräten wie Tonbandgeräten, digitalen Samplern und Mediaplayern beeindruckende elektronische Klangcollagen zu schaffen. Alle Klänge werden zerlegt, aufgespalten und neu zusammengesetzt, um in abstrakten, sich wiederholenden Schleifen neues Leben zu gewinnen. Jelineks Arbeiten reichen von Field-Recording Collagen über elektroakustische Musik bis hin zu minimalistischem Drone. Allen gemeinsam ist, dass sie live aus Samples und Klangfragmenten komponiert sind. Nach vielen Kollaborationen erscheint am 3. Mai 2024 ein weiteres Soloalbum, “Social Engineering”, auf dem Textfragmente aus den uns allen bekannten Phishing-E-Mails verarbeitet werden.
Der Salon des Amateurs bekam seinen Namen nicht etwa im Geiste ironischer Selbstrelativierung, sondern im traditionellen Verständnis des „Amateurs“. Menschen, die aus Liebe und oftmals fern einer formalen Ausbildung ihren Leidenschaften folgen. So wissen wir eher wenig von einem DJ Oliver Räke und doch legt er seit vielen Jahren immer wieder öffentlich Platten auf. Bekannt ist er aber als Illustrator, Künstler und Graffiti-Writer – Seit den frühen 80ern lotete er als „Magic“ die Möglichkeiten der Street-Art aus. Seine Kunst fand ihren Weg in Ausstellungsräume und Galerien und für einige Jahre hatte er sein eigenes Grafikbüro. Oliver Räke macht am Düsseldorfer Büdchentag das Programm für einen der Büdchen Veranstaltungsorte. Sein Auflegen sucht nach keiner Rave-Stimmung, vielmehr berichtet es von der Liebe zur Musik und der immerwährenden Neugierde, alte und neue Töne zu entdecken und der Leidenschaft, dem Zuhörer ein Erlebnis zwischen Song, Rhythmus und Klangsphäre zu ermöglichen, welches sich um stilistische Begrenzungen nicht schert. Kein Wunder, dass er seit Jahren bei Veranstaltungen des Approximation Festivals auflegt.
(Quelle: approximation festival)