Bildlogische Brüche werfen Fragen nach der Perspektive und dem Ursprung des Dargestellten auf. Aus zwei Metern Höhe und in tausenden digitalen Einzelbildern sind beispielsweise die Arbeiten der Serie „Supervisions“ (2002–2015) aufgenommen, die urbane Räume wie Plattenbauwohnungen, einen Parkplatz oder das Berliner Holocaust-Mahnmal zeigen. Für seine frühe Werkreihe „Soma“ (2000) fotografierte Gefeller Ferienanlagen auf Gran Canaria – bei Nacht und mit Langzeitbelichtung. So gerät etwas in den Blick, das normalerweise „Out of Sight“ ist, wie sich unter Zuhilfenahme des Ausstellungsstellungstitels sagen ließe. In der Serie „Flames“ (2022) werden Formen sichtbar, die an 3D-Renderings oder Röntgenbilder erinnern. Doch das optische Verwirrspiel, das sich bei Gefeller manches Mal entspinnt, genügt keinem Selbstzweck. Durch den experimentellen Umgang mit Fotografie hinterfragt der Fotokünstler nicht nur sein eigenes Medium und, damit verbunden, unsere Wahrnehmung der Welt – sein Thema ist stets auch die technisierte Gesellschaft und deren Eingriff in die Natur. Dass Andreas Gefeller, dessen Arbeiten schon von London bis Peking gezeigt wurden, nun in seiner Heimatstadt seine erste Retrospektive bekommt (ausgestellt werden 60 Werke), ist ebenso erfreulich wie bezeichnend: Düsseldorf ist und bleibt ein internationales Zentrum der Fotokunst.
Ausstellungszeitraum: 3. März - 14. Mai 2023