Wie kein anderer Autor des 20. Jahrhunderts hat Tennessee Williams den US-amerikanischen Süden als Kehrseite des US-amerikanischen Traums imaginiert. Einsamkeit, Einbildung und Eskapismus sind die zentralen Themen seines bekanntesten, 1947 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Stücks A Streetcar Named Desire. Auch in der Film-Adaption wird der Süden in bester Tradition
viktorianischen Horrors gezeichnet, doch die Heimsuchung trägt andere Züge: Die Geister spuken weiterhin, lassen die Figuren jedoch nun als bloße Erinnerungen nicht mehr los und bringen Lebensordnungen durcheinander. Die Besetzung von Vivien Leigh soll ganz bewusst Erinnerungen an ihre Figur der Scarlett in Gone With The Wind (1939) wecken, doch der Film steht in Kontrast zu dessen romantisierender Darstellung. Die Plantage wird verlassen und existiert nur noch als flüchtige Erinnerung einer „Verrückten“. Die romantische Haltung Blanches, die Realität zugunsten ihrer Fantasie aufzugeben, gewinnt eine gefährliche Kraft. Blanche wirkt labil und zerbrechlich in der fiebrigen Atmosphäre des Apartments der Kowalskis, die Elia Kazan auf beeindruckend-bildliche Weise einfängt. Der Schweiß und der Zigarettenrauch bleiben haften. In der Verwendung von Licht (als entblößendes und bloßstellendes Mittel) sowie mit einer leitmotivischen Musik schafft der Film wie keine andere Williams-Adaption eine genuin filmische Entsprechung seiner Theatervorlage. (Quelle: Filmmuseum)