Letzteres ist normalerweise nur dann möglich, wenn ein Mensch die Orgel bedient, ansonsten bleibt die Orgel beeindruckende, oft schmuckvolle Skulptur, präsent, aber nicht ‚lebendig’.
Das ändert sich mit der Orgel des 3. Jahrtausends: Digitale Technik ermöglicht eine ebenso freie wie dauerhafte Ansteuerung. Töne, Klänge, Akkorde, Registerfarben, all das kann nun selbst zur Skulptur werden, eine Skulptur in Tönen, in der man hörend wandern kann, die ebenso als Bestandteil des Raumes, in dem sie ertönt, erlebbar ist wie die optische Gestalt desselben. Erik Satie hatte in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits die Idee einer ‚musique d’ameublement’. Musik sollte wie ein Möbel im Raum stehen, bekanntestes Beispiel sind seine ‚Vexations’, acht ganz seltsam harmonisierte Takte, die insgesamt achtzehn Stunden lang wiederholt werden sollen, wahrlich eine ‚Quälerei’ für den Pianisten.
Meine nunmehr zweite Klanginstallation für die Elleraner Orgel, greift diese Idee auf: Dabei ist sie inspiriert von einem bestimmten Teil des Kirchenraumes von St. Gertrud, nämlich dem äußerst spannend gestalteten Fußboden: Hier findet sich ein immer neues variatives Farbspiel der kleinen Platten in regelmäßigen, aber stets sich ändernden Mustern. Geometrisch farbige Klänge werden durch die Orgel entstehen, ein immer ähnliches, aber immer unterschiedliches Spektrum. Dabei werden in den je anderen Parametern von Tonhöhen, Dauern, von unendlich langsamen bis kaum noch zu erfassenden schnellen Tempi Techniken der Verwendung der Möglichkeiten dieser Orgel erprobt, die manuell bzw. pedaliter dem menschlichen Spieler nicht zugänglich sind, so eine andere eigene Perspektive des immer weiter entwickelten Instrumentes Pfeifenorgel zeigend: Eine Musik, die einfach nur ‚da ist’. (Dr. Odilo Klasen)
Im Rahmen des 19. Internationalen Düsseldorfer Orgelfestival