Seit 1960 malt Gerhard Richter nicht nur Foto-Bilder, sondern immer öfters auch abstrakte Bilder, großformatige Kompositionen, in denen mannigfache Möglichkeiten ungegenständlichen Malens in Erscheinung gebracht werden. Der Titel mancher dieser Gemälde weisen zurück in die gegenständliche Welt, darunter auch die kleine Gruppe der Mauer-Bilder (1984, 1994 und 1998).
Von kraftvollen Rottönen dominiert, stellt sich die Leinwand aus dem Jahr 1994 dem Betrachter tatsächlich wie eine Wand entgegen. Gleichmäßig gesetzte senkrechte Linien in den partiell aufreißenden Farbschichten lassen an dicht gesetzte Schalungsbretter denken, die nur wenige Einblicke in die Tiefe des Bildraums zulassen. Fünf Jahre nach dem Fall der Mauer weckt das Bild über den Titel zudem Assoziationen an die Republik bewegenden Jahre.
Anlässlich des 50. Geburtstag der Freunde hat Viktoria von Flemming den Freunden dieses herausragende Gemälde 2019 geschenkt.
Seit Mitte der 1960er-Jahre entfaltet Gerhard Richter in umfangreichen malerischen Serien seine Recherchen über den Realitätsstatus des Bildes. Schon früh hat er sich gegen die Verpflichtung auf Realismus, die seine künstlerischen Anfänge in der DDR bestimmte, gewandt, um bald nach seinem Umzug nach Düsseldorf 1961 auch die Abstraktion als dominante Kunstsprache des Westens zu relativieren:
Das Figurative und das Abstrakte sind für Richter gleichberechtigte Optionen des Malerischen, die in seiner analytisch gebrochenen Kunstpraxis auftreten können. Ein Hang zum Anonymen kennzeichnet auch die „Zehn großen Farbtafeln“. Nach dem Vorbild von handelsüblichen Lackmusterkarten wurden auf zehn weißen Tafeln einhundert glänzende Farbtöne aufgetragen. Jedoch anders als in den gängigen Musterkarten sind die Farben nicht systematisch nach an- oder absteigenden Mischungsverhältnissen geordnet. Die Farbtöne werden ohne jeglichen Ausdruckswert nebeneinander gesetzt. In der Verarbeitung der banalen Vorlage einer Farbmusterkarte und der seriellen Anordnung der Farbfelder verschränken sich Einflüsse von Pop-Art und Minimal Art.
Das „Portrait Schmela“ hat Gerhard Richter nach einer Momentaufnahme gemalt, die am Eröffnungsabend seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Alfred Schmela gemacht worden ist. In Schwarz-Weiß und Grautönen auf die Leinwand übertragen, in den Konturen verwischt, erscheint das Bildnis wie eine leicht verwackelte Fotografie. Dieser gegenüber aber ist seine Wirkung durch den besonderen Schmelz der Farben und den gewählten Bildausschnitt gesteigert: Der Galerist tritt als imposante Persönlichkeit hervor, so wie er von seinen Zeitgenossen wahrgenommen wurde. Das Bild wurde den Freunden 2014 von Viktoria von Flemming geschenkt. Es ist die großzügigste Schenkung, die die Freunde je erhalten haben.